3. Dezember

Dunkel aushalten

Die Nächte wachsen. Das Dunkel gewinnt Macht.
Meine Nacht steigt auf. Dunkelheiten in mir gewinnen Raum:
Vergangenes, unbewältigt, unauslöschlich, unwiederbringlich.
Künftiges, Fragen aufwerfend, Zweifel weckend, angstdurchwebt.
Und mitten im Dunkel: ein Ruf nach Licht. Ein Schrei nach Leben.
Die Hoffnung erwacht.

 

DER ENGEL KOMMT ZURÜCK!

Große Aufregung in Dortmund. Die ganze Stadt diskutiert über die neue Spitze auf dem „größten Weihnachtsbaum der Welt“ in der Dortmunder Weihnachtsstadt. Nicht mehr der seit Jahren vertraute, eine Schalmei spielende, Engel ziert die Spitze des Baumes, sondern eine goldene Kugel, die mit ihrer Struktur aus kleinen Sechsecken stark an ein in Dortmund sehr beliebtes Sportgerät erinnert. Es hagelt heftige Kritik und der Wunsch, die Kugel wieder gegen den Engel zu tauschen, wird laut und deutlich ausgesprochen. Und dann, am Morgen des 22. November auf der Titelseite der Ruhr Nachrichten: „DER ENGEL KOMMT ZURÜCK!“ – und tatsächlich, nach einem frühmorgendlichen Sondereinsatz der Gerüstbauer sieht Dortmund am 23. November wieder den Engel auf der Spitze des Weihnachtsbaums. Jetzt ist alles wieder gut und der Besuch des lichtvollen Weihnachtsmarkts begleitet viele Menschen auf dem Weg zum Weihnachtsfest.

 

Der Engel kommt zurück – wie wäre es, wenn er wirklich zurück käme?
Der Engel, der Maria die frohe Botschaft brachte, dass sie ein Kind zur Welt bringen werde, dem sie den Namen Jesus (Gott rettet) geben solle (Lk 1,26ff)?
Der Engel, der dem Joseph erschien und ihn bewegte, Maria zu sich zu nehmen (Mt 1,20)?
Der Engel, der den Hirten bei der Nachtwache erschien und ihnen zurief: „Fürchtet euch nicht, den ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr“(Lk 2,8ff)?
Der Engel, der zusammen mit einer großen Schar das verkündete, was die ganze Welt sehnlichst erwartet: “Ehre sei Gott in der Höhe und FRIEDE auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,14)?
Der Engel, der Joseph im Traum anwies, vor den Schergen des Herodes mit Maria und dem Kind nach Ägypten zu fliehen (Mt 2,13)?
Der Engel, der LICHT und FRIEDEN in unsere zerrissene und so tief verwundete Welt bringen würde?

 

Können wir – wie die Gerüstbauer – etwas dafür tun, dass der Engel zurückkommt, dass Licht und Frieden in die Welt kommen, jetzt und hier bei uns?
Werden wir selbst zu Engeln des Lichtes und des Friedens und hören wir nicht auf zu beten und zu flehen!

 

Manchmal weicht die Schwärze der Nacht nicht
und der Morgenstern bleibt dunkel.

 

Manchmal bleiben die Worte stumm,
Klingen höchstens hohl.

 

Vielleicht dringt dann ein Schrei hindurch:
Wirst du noch einmal Licht geben in diese Welt?
Ein Stern – wird er noch einmal leuchten?

 

Ein Beitrag von Michael Kramps.

Abbildung: Batik von Klara Kluth

 

Quellenangabe Impulstext: S. Ruschmann/U. Schauber in: U. Schaubner (Hrsg.), Den Stern lob ich, der aus der Reihe tanzt, Schwabenverlag 2005. Nutzung mit freundlicher Genehmigung der Autorinnen.