Routinen sind ungeheuer praktisch.
Im Grunde sind Routinen automatisierte Abläufe, sie befreien uns davon groß nachzudenken, es wird einfach gemacht, das erspart die Energie nachzudenken.
Die Vorteile sind groß. Durch die ständige Wiederholung werden Fehler minimiert und das Ergebnis ist gewohnt gut. Und letztlich geben Routinen eine innere Sicherheit. Wir alle kennen sie und wir alle haben sie.
Die Fastenzeit will eine Unterbrechung für Routinen sein. Denn so wie im Frühjahr der Hausputz erledigt wird, lädt sie ein, aufmerksam für unsere Beziehung zu Gott zu werden.
Genau darum wird gefastet. Fasten ist eine spirituelle Übung, in der es direkt um die Förderung der Gottesliebe geht. Es gilt auszuloten, ob für uns wirklich Gott an erster Stelle steht. Darum bricht das Fasten Routinen auf, denn es lädt ein zu reflektieren, was wir da eigentlich so gewohnheitsmäßig tun.
In dem man in der Fastenzeit etwas lässt, gewinnt man neue Freiräume, die auch mit neuen Erfahrungen gefüllt werden können. Gerade das kann eine große Bereicherung werden, weil es uns aufgehen lässt, dass Gott weit und vielfältig erfahrbar ist, weit über unsere Routine hinaus. Das kann auch für das Beten gelten. Einmal eine neue Gebetsform auszuprobieren schafft Aufmerksamkeit in der Zeit, die wir uns für Gott nehmen und beschützt uns, das Gebet bloß pflichtgemäß herunterzuleiern. Irritationen schaffen auch Konzentration.
Ein Gemeindemitglied hat mir vor einiger Zeit eine besondere Fassung des Vater unsers geschenkt. Der Text ist eine Ur- Form des Herren-Gebetes, der 347 n. Chr. in der Bibliothek von Alexandria den Flammen zum Opfer gefallen ist.
Der Wortlaut liegt seither auf meinem Schreibtisch. Ich teil ihn gerne mit Ihnen.
Sven Laube, Pastoral Koordinator